Zeit für einen Blickwechsel

Zum Frühjahr gehört für einige Menschen das Fasten und das nicht, um unnötiges Gewicht loszuwerden. Es geht nicht ausschließlich darum, eine bestimmte Zeit auf Süßigkeiten, Alkohol oder andere Genussmittel zu verzichten. Fasten ist weit mehr als Entsagung. Inzwischen gibt es viele Varianten: Auto- oder Klimafasten, Plastikverzicht, kein Online-Shoppen oder Nutzen von Social Media… All das macht deutlich, dass Fasten keine rein körperliche Angelegenheit ist, sondern den ganzen Menschen und sein Handeln einschließt. Und so ist es die Einladung einen Blickwechsel zu wagen. Wenn wir eine bestimmte Zeit – etwa die vierzig Tage bis Ostern – die Routine des Alltags durchbrechen und hinterfragen, bekommen wir eine andere Perspektive auf uns. So können wir erst entdecken, worauf es ankommt im Leben. Fasten bedeutet dann eben nicht weniger, sondern mehr. Vor allem kann es der Anfang zum Umdenken mit positiven Wirkungen sein: im persönlichen Bereich, für andere und die Umwelt.

Im März beginnt auch im Islam der Fastenmonat Ramadan. Diese Tage haben für Muslime eine ganz eigene Prägung. Auch wenn sich nicht alle Muslime als streng gläubig verstehen, bekomme ich immer wieder mit, dass ihnen das Fasten sehr wichtig ist. Es mag sein, dass sie sich dadurch einer großen Gemeinschaft zugehörig fühlen können. Neben dem Verzicht auf Essen und Trinken tagsüber, sind die Gebetszeiten und das gemeinsame Fastenbrechen mit dem Abendessen nach Sonnenuntergang ein wichtiger Bestandteil dieses Monats. Besonders sympathisch finde ich, dass es beim Fasten darum geht, sich in diejenigen hineinzuversetzen, die weniger oder nichts zum Leben haben. – Auch das ein Blickwechsel! Doch dabei bleibt es nicht, im Sinne von „Jetzt weiß ich, wie es ist“. Bedürftige werden zum gemeinsamen Essen am Abend eingeladen bzw. für sie gespendet. So bekommt dieser Blickwechsel einen Mehr-Wert und wohltuende Wirkung für andere.

Ilse Ortlieb, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Heidenheim-Nord
(Sonntagsgedanken HZ 24.02.2023)

Weihnachtszeichen

„Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, und wickelte ihn und legte ihn in einen Futtertrog, weil in der Einkehr kein Platz für sie war.“ (Lk 2,7 Übersetzung Fridolin Stier). Die Schlichtheit dieser Erzählung, die doch von so großer Tragweite ist, beeindruckt mich immer aufs Neue. Soll das dem unendlichen Gott angemessen sein? Um dies buchstäblich be-greif-lich zu machen, holte Franz von Assisi am Heiligabend 1223, also vor genau 800 Jahren, lebendige Menschen und Tiere in einer Waldgrotte bei Greccio. Möglicherweise hat er damals tatsächlich das erste Krippenspiel der Geschichte inszeniert. Was man mit eigenen Augen sieht, bleibt eben doch bedeutend besser hängen, als was man nur gehört hat. Und so wurde die Krippe zum untrügliche Erkennungszeichen für die herbeieilenden Hirten. Ich finde es bemerkenswert, dass ausgerechnet die gewöhnliche Futterstelle für Schafe später zum Synonym für alle figürlichen Weihnachtskrippen geworden ist, namensgebend für die Krippenspiele und auch die Krippengruppen der Kleinkinder in den KiTas. Bei allem äußerlichen Kontrast der Form und des wertvollen Inhalts vermittelt die Krippe wohl intuitiv das Gefühl von Geborgensein und Wärme, von Liebe und Zärtlichkeit. Sehr wichtig gerade am Beginn eines Menschenlebens! Auch der neugeborene Jesus war so hilfsbedürftig und verletzlich wie alle kleinen Menschenkinder. Die theologische Aussage, dass er in Betlehem geboren sei, lässt aufhorchen: Der Ortsname heißt übersetzt „Haus des Brotes“. Mir ist der alte hölzerne Backtrog aus meinem Elternhaus sehr vertraut, in dem früher unter den Händen meiner Mutter der Teig für das tägliche, kostbare Brot entstand. Diese unverzichtbare so genannte „Bachmold“ erinnert mich an jenen Futtertrog in Betlehem, der das höchste Gut der Welt in sich barg. Ich stelle mir vor: So herzhaft und sättigend wie ein frischer Laib Schwarzbrot Leib und Seele nährt, so beglückt waren die Menschen beim Anblick des kleinen Jesuskindes in der Krippe. Und selbst wenn wir Lebkuchen verzehren – keine Adventszeit und kein Weihnachtsfest ohne Gebäck! – böte das nebenbei Anlass, über dessen geistigen Gehalt nachzusinnen: Bedeutet doch das Wort „Leb“ so viel wie „Arzneimittel“ oder „Heilmittel“! Wie auch immer… das bevorstehende Hochfest der Menschwerdung Gottes möge uns allen tief drinnen gut tun und zuversichtlich stimmen! „Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt!“ (Alfred Delp)

Pfarrer Dietmar Krieg

Misereor-Fastenaktion 2023: FRAU.MACHT.VERÄNDERUNG

Fastenzeit, österliche Bußzeit, die 40 Tage: es sind verschiedene Bezeichnungen für die Vorbereitungszeit auf Ostern. Jeweils schwingt eine andere Bedeutung dieser geprägten Zeit mit. Was verbinden Sie mit der Fastenzeit? Haben Sie sich vielleicht etwas ganz Konkretes für die diesjährige Vorbereitungszeit auf Ostern vorgenommen? Für so manchen steht da während dieser 40 Tage nicht unbedingt der Verzicht im Vordergrund. Dann ist es eher ein Suchen, ein Bewusstwerden, ein Ringen um Erkenntnis. Es kann aber auch ein Ausprobieren und ein Einüben einer veränderten Sichtweise sein.

Und so gesehen ist das Fasten auch ein Fragen: Wofür lebe ich? Wofür setzen wir uns ein? Was können wir teilen? Und dabei muss man nicht bei den Antworten auf diese Fragen stehenbleiben. Die Antworten dürfen auch im eigenen Leben konkret werden und den eigenen Lebenswandel verändern. Die Misereror-Fastenaktion liefert hierzu jedes Jahr aufs Neue etliche Anregungen und Ideen, wie sich unser gemeinsames Handeln gegen globale Ungerechtigkeit und die Zerstörung der Schöpfung einsetzen kann. Und sie lässt uns vor allem am 5. Fastensonntag, dem 26. März, über unseren eigenen Tellerrand hinausblicken und stellt uns das Leben in fernen Ländern vor: „Dieses Jahr führt uns Misereor nach Madagaskar in Afrika: „Ich wollte frei sein und reisen“, erzählt dort eine Kleinbäuerin aus Ankaditapaka. Aber vielleicht war das für ein Mädchen vom Dorf im Hochland Madagaskars ohnehin utopisch. Obwohl sie sich bereits im Mädchenalter nicht desillusionieren lässt. Im Gegenteil: wenn sie sich etwas vornimmt, dann hält sie daran fest. Sie hat eingeführt, dass der Weltfrauentag
am 8. März im Dorf gefeiert wird. Am Anfang gab es manche, die nicht verstanden haben, warum es einen Tag nur für Frauen geben müsse.
Doch inzwischen machen die meisten mit. „Die Ideen von Frauen sind absolut entscheidend dafür, dass die ganze Gemeinschaft vorankommt und gemeinsam etwas erreicht“, davon ist Ursule überzeugt. Gesellschaftlicher Wandel lebt von Teilhabe. Hierzu gehört vor allem, dass auch Frauen gleichberechtigt an gesellschaftlichen Entscheidungen mitwirken. In der Fastenaktion bringen Frauen aus Madagaskar durch das Erzählen ihrer Geschichten zum Ausdruck, wie wichtig ihre Teilhabe für gesellschaftlichen Wandel ist. Die madagassische Gesellschaft ist geprägt von einer strukturellen Benachteiligung der Frauen. Misereor-
Partner schaffen die Rahmenbedingungen und geben Unterstützung, um diesen Strukturen entgegenzuwirken. Sie begleiten Frauen dabei, selbst Entscheidungen über ihr Land sowie Haushaltsaufgaben zu treffen und engagieren sich dafür, mit dem Betrieb von informellen Vorschulen eine Brücke zu den formalen Grundschulen zu schlagen und ermöglichen dadurch die Alphabetisierung von Kindern sowie die Förderung von Lehrer*innen und Dorfgemeinschaften. So stärken sie die Rolle der Frau in einer überwiegend männlich dominierten Gesellschaft.“ (Quelle: MISEREOR)

Stefan Wietschorke, Gemeindereferent (Communio 5/2023)

Von guten Mächten...

Am Ende dieses Jahres blicken die Menschen überwiegend pessimistisch in die Zukunft, wie vor wenigen Tagen in der Zeitung zu lesen war. Da sind die bekannten Worte Dietrich Bonhoeffers eine Herausforderung und Ermutigung zugleich. Für viele gehören sie zum Jahreswechsel, gesprochen oder gesungen.

"Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Dies ist die abschließende Strophe des letzten Gedichts des evangelischen Theologen. Er hat es als persönlichen Weihnachtsgruß 1944 an seine Braut verfasst. Entstanden sind die Zeilen im Kellergefängnis in Berlin in aussichtloser Lage. Monatelang war der evangelische Theologe bereits in Haft, weil er sich aktiv am Widerstand gegen Hitler beteiligt hatte.

Diese siebte Strophe ist die Summe des ganzen Gedichts und ein beeindruckendes Bekenntnis des Glaubens und der Zuversicht. Denn es wird eben gerade keine Sehnsucht ausgedrückt, sondern Gewissheit: Gott geht den Weg mit, gibt Geborgenheit und Gelassenheit. – Eine bewundernswerte und vorbildhafte Haltung.

Später in den 1950er-Jahren sprach im Osten Berlins bei den wöchentlichen Treffen der Jungen Gemeinden am Ende immer ein Mädchen oder Junge diese Gedichtstrophe. In schwierigen Zeiten der Diskriminierung und Gängelung der Gläubigen diente sie der Vergewisserung des Glaubens an Gott, der bei den Menschen ist und sie begleitet.

So dürfen auch wir diese Worte in unsicheren Zeiten sprechen oder singen – nicht nur am Jahresende, sondern jeden Tag!

"Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Ilse Ortlieb, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Heidenheim-Nord
(Sonntagsgedanken HZ 31.12.2022)

Eine Kerze und ihr Licht

Ich zünde gerne eine Kerze an. Ihre zarte, ruhige Flamme verbreitet eine besinnliche Stimmung. Oft passt sie genau zu dem, was mich innerlich bewegt und weshalb ich das Streichholz zur Hand genommen hatte. Mal brennt die Kerze beim Morgengebet, mal für einen lieben Menschen, sei’s dass er in die Ewigkeit heimgekehrt ist oder noch unter uns lebt. Gegen eine einzige Kerze ist selbst die schwärzeste Nacht machtlos…

Kerzenlicht hilft mir dabei meine Gedanken zu sammeln, speziell bei der Predigtvorbereitung. Es erinnerte mich zurzeit an das Friedenslicht von Betlehem, das es gegenwärtig noch viel schwerer hat als sonst durchzudringen. Ich denke auch an die Kerzen auf dem Adventskranz, die die Ankunft Jesu Christi erwartungsvoll ankündigten. Oder an die schönen Rorategottesdienste, deren Atmosphäre ganz mit dem natürlichen, milden Licht der Kerzen „verschmolzen“ ist. Kein Weihnachtsfest ohne Kerzenschimmer und seien es auch „nur“ die LED-Lichterketten am Christbaum. Und wie oft wird Josef in den Krippenszenen als Laternenträger, als Hüter des Feuers dargestellt…

Wer Kerzen verwendet, stellt sich in eine uralte Tradition; seit der Antike wurden Wachsstöcke als Opfergaben für den Gottesdienst gespendet und verwendet. In manchen Wallfahrtsorten, z.B. Altötting, befinden sich regelrechte Ansammlungen riesiger Votivkerzen, d.h. Dankesgaben in existentiell bedrängenden Anliegen. Sie stehen für viele, viele Gebete. Denn für Christen symbolisiert eine Kerze Jesus Christus selbst, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Wie die Flamme das Wachs aufbraucht und dabei viel Licht und Wärme spendet, so verzehrte sich der Sohn Gottes für uns aus Liebe. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13)

Vom Pallottinerpater Josef Danko stammt die folgende Meditation über die „Kerze zum Schluss des Jahres“:

Wo Kerzen brennen,
glauben Menschen an eine Zukunft,
haben sie Hoffnung.
Wo Kerzen brennen,
glauben Menschen an das Leben,
haben sie Vertrauen.
Wo Kerzen brennen,
glauben Menschen an die Liebe,
die sich verzehrt für andere.
Wo Kerzen brennen,
glauben Menschen an Menschen,
schreiben sie nicht ab.
Wo Kerzen brennen,
glauben die Menschen an Gott.
So lange ist die Welt nicht tot.

Ich wünsche uns allen diesen hoffnungsvollen Blick, wenn wie an Weihnachten, Silvester oder an das Neue Jahr denken, das vor uns liegt. Gottes Segen und unsere Gebete seien uns sichere Wegbegleiter!

Pfarrer Dietmar Krieg

Kontrastreich leben

Nun sitze ich da und schwitze über der Aufgabe ein „Geistliches Wort“ zu schreiben. Die Hitze setzt mir zu, es will mir nichts Rechtes einfallen. Ich sehne mich lieber nach zwei Eiskugeln in der Waffel, wie beim letzten Wanderurlaub… Stichwort „Eis“! Ich erinnere mich an einen Morgen Anfang Februar, als ich an der Vogeltränke vor meiner Haustüre einen wahrhaftigen „Eisvogel“ entdecke! Er sitzt einfach da neben seinem Kollegen aus Metall! Wie er da hingekommen sein mag? Ich bin fasziniert von seiner Form und kristallenen Beschaffenheit und staune, was es alles gibt in der Gottes Schöpfung!

Zugleich freue ich mich, dass mein Vögelein so überraschend Besuch bekommen hat! Ich denke an die beiden Jesus-Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Auch sie waren plötzlich nicht mehr allein. Da ging einer mit ihnen und holte sie aus ihrer trüben Gedankenwelt über den tragischen Tod ihres Herrn und Meisters. Das Rätselhafte und Schwere erhielt nach und nach Sinn. Schritt für Schritt wurde es in ihnen heller. Und zu guter Letzt begriffen sie das vermeintlich Unmögliche: Der Totgeglaubte lebt! Nach diesem veritablen Pfingsterlebnis kehrten sie sofort heim, um die anderen zu verständigen.

Szenenwechsel: Zwei Jahre und fünf Monate ist es her, dass sich im Schnaitheimer Gemeindeheim St. Bonifatius die Seniorinnen und Senioren das letzte Mal getroffen haben. Bedingt durch die Pandemievorschriften zählten gemeinsame Veranstaltungen in dieser langen Zeit überall zu den großen Ausnahmen. Manch eine/r mag sehr unter Vereinsamung gelitten haben und traut sich immer noch nicht recht unter die Leute. Mittlerweile hat die Lebensfreude wieder die Oberhand gewonnen, man darf sich jenseits von Schutzmasken begegnen und möchte die Unkenrufe von einer „Herbstwelle“ lieber nicht zu sehr an sich heranlassen. Gott hat uns doch zu einem „Leben in Fülle“ berufen (vgl. Joh 10,10). Und Jesus sicherte seinen Aposteln zu alle Tage bei ihnen zu bleiben bis zur Vollendung der Welt (vgl. Mt. 28,20)

Deshalb finde ich es täglich neu Wert darauf gespannt zu sein, welchen Weg wir geführt werden. Zu welchen Menschen hin, und seien es auch „nur“ die vermeintlich Altbekannten im Seniorenkreis. Die Wiedersehensfreude beim Neustart des Seniorennachmittags wird meiner Erwartung nach jedenfalls überwiegen. Und – wer weiß? – möglicherweise entfaltet sich der „Paradiesvogel“ neben mir als „Glückvogel“?! Don Bosco pflegte zu sagen: „Halte dich an Gott. Mache es wie der Vogel, der nicht aufhört zu singen, auch wenn der Ast bricht. Denn er weiß, dass er fliegen kann.“

Pfarrer Dietmar Krieg (Communio 13/2022)

 

Aus dem Auge ist nicht aus dem Sinn

Ein Wegkreuz im Wald mit einem geheimnisvollen „Schatten aus Licht“. Ich musste es fotografieren. Sie haben den Christus-Corpus aus Metall oder Holz daran abgenommen. Die bildhafte Erinnerung an den gekreuzigten Erlöser der Welt. Aus dem Auge – aus dem Sinn? Nein, Jesus lässt sich nicht so einfach abhängen, wegwischen, ausradieren. Wie schon damals vor bald 2000 Jahren am Karfreitagabend: Da hat man seinen Leichnam ins Grab gelegt. Doch sowohl der fehlende Körper auf dem Bild als auch der lebendige Jesus Christus selbst hinterließ Spuren, leuchtende sogar. Und die Botschaft seines Namenskürzels kommt noch schöner zur Geltung: JHS = Jesus Hominis Salvator, d.h. „Jesus Erlöser des Menschen“. Von seiner Verhaftung bis zum schimpflichen Tod am Kreuzbalken vergingen wohl keine 24 Stunden. Es schien wieder, dass sich der Stärkere durchsetzt und dass der Sieger die Geschichte schreibt. Doch dieses Mal hatten sie sich gründlich verrechnet! Der Hingerichtete zeigt sich plötzlich wieder quicklebendig und motiviert seine Jüngerinnen und Jünger zu erstaunlichem Mut in ihrem Glaubenszeugnis. Im Lauf der Zeit wird ausgerechnet das perfide Folterinstrument der römischen Justiz zum Erkennungszeichen der jungen Kirche. Fast die ganze Welt sieht gerade in einen der dunkelsten Abgründe menschlicher Grausamkeit und kaltblütiger Berechnung: Der blutige Krieg gegen die ukrainische Bevölkerung macht sehr betroffen. Ich hoffe sehr, dass die vielfältigen Bemühungen auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden von Erfolg gesegnet sein werden!  Zugleich sind alle Getauften eingeladen in der momentanen Fasten- bzw. Passionszeit auf den Gekreuzigten zu schauen. Selbst wenn er so unsichtbar zu sein scheint, wie der Corpus an diesem Wegkreuz. „Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da; der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah“ heißt es in einem Kirchenlied. Lassen wir uns vom lichtvollen Jesus in den Blick nehmen und auch auf den dunkelsten Wegstrecken er-Mut-igen: „Ich bin dir nah, unaufdringlich, auch wenn dir mein Platz leer erscheint. Ich breite nach dir und allen, deren Pläne durchkreuzt wurden, die Arme aus. Und ganz zum Schluss erwarte ich dich im Licht!“

Dietmar Krieg (Sonntagsgedanken HZ 12.03.2022)

Gebet für den Frieden in der Ukraine

Gott des Himmels und der Erde und Vater aller Menschen.
Voll innerer Unruhe hören und sehen wir die Nachrichten.
Mit Sorge schauen wir auf die Menschen im Kriegsgebiet.
In Angst und Unsicherheit blicken wir in die nächste Zeit.
Wir sind erschüttert über die Ereignisse in der Ukraine
und über das Ausmaß an Elend, das dieser Krieg schafft.
In alldem fragen wir nach dir, Gott
und klagen dir unsere Not und Ratlosigkeit.
Erbarme dich der Menschen, die den Krieg erleiden.
Tröste alle, die mit ihnen leiden und ihnen verbunden sind.
Öffne Wege und Türen für Verhandlungen,
Öffne Herzen und Gedanken für den Frieden.
Mit Jesus, der seliggepriesen hat, die Frieden stiften,
beten wir zu dir:

Vater unser...

Gegrüßet seist du, Maria,...

Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt,
bewahre unsere Herzen und Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.
So segne uns und alle, für die wir beten, Gott
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Humorvoll lernen

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“ (Lukas 6,41)

Im Kalender steht zwar Faschingssonntag, doch was im Veranstaltungskalender hierzu zu finden ist, hat nichts mit dem sonst Gewohnten zu tun. In dem einen oder anderen Gottesdienst wird dann doch wenigstens eine Reimpredigt zu hören sein. Vielleicht haben auch Sie eine andere Möglichkeit ist lustiger Weise zusammen zu sein.

Irgendwie möchte doch das zum Ausdruck kommen, was für viele den Fasching ausmacht: das Mensch-Sein zu genießen, Spaß, Freude und Humor miteinander zu teilen und nicht alles um sich herum allzu ernst zu nehmen. Oder eben doch? Hinter so manchem Motto am Faschingsumzug steckt ja durchaus eine echte Botschaft an Politik und Kirche und auch an jeden einzelnen. Spaßig verpackt wird einem da doch eine klare Aussage mitgegeben. An Fastnacht geradezu auch mitgegeben hinein in die Fastenzeit, in der es ja auch nachdenklich zugehen darf und so mancher erhaltene Anstoß auch auf einen selbst hin überdacht werden kann.

Die katholische Sonntagslesung für den morgigen Sonntag bringt ein Gleichnis Jesu. Bei Jesuworten neigen wir ja eher dazu, diese erstmal von einer ernsten Seite her zu lesen. Doch ich glaube, dass der Vergleich, den da Jesus angestellt hat, viele seine Zuhörer erst einmal zum Lachen angeregt haben dürfte: ob man denn den Splitter im Auge des anderen herausziehen könne, wenn man den Balken im eigenen Auge nicht bemerkt? (vgl. Lukas 6,42) Gerne stellen Sie sich das einmal bildhaft vor! Wie der eine dem anderen versucht, einen Splitter aus dem Auge zu holen, selbst aber einen Balken – wohlgemerkt keinen kleinen Holzspan – im Auge oder besser vor dem Kopf hat. Dieses Bild mag doch eher komisch wirken, als dass es  mit Jesu Botschaft vom Reich Gottes zu tun haben soll?

Diese humorvolle Aufforderung erst einmal bei sich selbst anzufangen, dürfte so jedoch leichter bei einem ankommen als zum Beispiel der Vorwurf, dass man die Fehler stets beim anderen suche.

Vielleicht hören Sie während der kommenden Faschingstage noch den ein oder anderen guten Witz und können auch darin einen freundlichen Tipp für ein gutes Zusammenleben entdecken – das wäre genau in der Spur von Jesu Botschaft.

Stefan Wietschorke (Sonntagsgedanken HZ 27.02.2022)

Schon wieder so spät!?

Eigentlich geht alles viel zu schnell. Kaum hat das neue Jahr begonnen, sind bereits vier Wochen vergangen. Ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Es scheint, dass nur für Kinder die langweilige Schulstunde oder das Warten auf den Geburtstag viel zu lang dauert. Zeit ist ein besonders Phänomen! Sie ist schwer zu fassen und abstrakt. Wir erleben sie gleichzeitig als Kreislauf und  eine Einbahnstraße.

Ende Januar nimmt die Helligkeit zu und werden die Tage spürbar länger. Nicht mehr lange und die Natur wird erblühen und im Wechsel der Jahreszeiten dann wieder absterben. Auch unser Alltag ist geprägt von Wiederkehrendem und Routine. Dies gibt unserem Leben den Rhythmus und vermittelt uns eine gewisse Sicherheit. Denn da ist noch die andere Wahrnehmung der Zeit: sie vergeht ständig und es gibt kein Zurück mehr– vergangen ist vergangen und kommt nicht wieder. Das ist beruhigend, weil ich davon ausgehen kann, dass unangenehme Momente vorübergehen. Andererseits ist es auch bedrückend, da ich nichts wiederholen oder rückgängig machen kann. So bleibt alles einmalig und kehrt nicht wieder.

Es hat alles seine Zeit, wie es im Buch Kohelet bzw. Prediger der Bibel heißt. Zudem erfahren wir die Begrenztheit und Endlichkeit der Zeit, die der Psalm 90 thematisiert: „Unser Leben dauert etwa 70 Jahre, und wenn wir bei Kräften sind, auch 80 Jahre.“ Eigentlich ist das ja nicht gerade wenig. Es kommt eben darauf an, was ich draus mache. „Lass uns begreifen, welche Zeit wir zum Leben haben – damit wir klug werden und es vernünftig gestalten.“, heißt es weiter. Meint also: sich nicht im Alltäglichen und steten Wiederholen verlieren. In der BasisBibel ist der Psalm überschrieben mit „Wertvolle Lebenszeit“. Es ist an mir, die von Gott geschenkte Gabe zu meiner Lebens-Zeit zu machen – nicht mich zu wundern, dass es schon wieder so spät ist.

Ilse Ortlieb (Sonntagsgedanken HZ 29.01.2022)

In Erwartung

Noch wenige Tage sind es bis zum Heiligen Abend und dem Fest der Feste. Auch wenn in diesem Jahr alles etwas anders ist, so leben wir doch auf diesen Tag hin: mit Vorbereitungen und einer sich steigernden Spannung. Das ist ein wenig wie bei einer schwangeren Frau, für die der Geburtstermin immer näherrückt. – Eigentlich gar nicht so verkehrt, denn wir feiern an Weihnachten ja die Geburt eines ganz besonderen Kindes. Dieses Kind, das zur Welt kommt und zum Licht der Welt wird!

Wenn wir uns in eine Frau oder ein Paar kurz vor der Geburt hineinversetzen, können wir doch vieles von dem entdecken, was uns Menschen so kurz vor Weihnachten umtreibt. Sicher auch in diesem Jahr.

Endlich hat die Zeit des Wartens ein Ende. Das, was in der Zeit der Schwangerschaft im Verborgenen heranwuchs und vertraut ist, wird nun offenbar. Endlich können es alle sehen und sich an ihm freuen. So kurz vor dem „großen Ereignis“ ist schon fast alles für den neuen Erdenbürger vorbereitet, um ihn in Empfang zu nehmen. Und doch fällt einem immer wieder noch etwas ein, was noch fehlt oder was vergessen wurde.

Es ist eine Zeit der Vorfreude gemischt mit einer großen Spannung. Der Spannung, ob denn alles gut gehen wird und wie es denn auch sein wird, wenn der neue Erdenbürger dann endlich da ist.

Und oft ist gerade diese letzte Zeit vor der Niederkunft eine Zeit des Wartens, in der jedes noch so kleine Zeichen, das auf die Geburt hindeuten könnte, gedeutet und manchmal auch missdeutet wird. Viele Schwangere warten auch nur noch darauf, wann „es denn endlich soweit ist“. Wann sie die Last der Schwangerschaft, den dicken Bauch… endlich loswerden. Bei vielen Menschen ist dies so kurz vor Weihnachten zu beobachten: die Sehnsucht und Erwartung, von einer Last befreit zu werden, zur Ruhe zu kommen, von Freude und Hoffnung erfüllt zu werden. Nur so können wir die Geburts- und Weihnachtsfreude nachempfinden, die in vielen Weihnachtsliedern zum Ausdruck kommt.

„Rabbuni, ich möchte sehen können!“ (Mk 10,51)

Heute feiert die Kirche den 3. Adventssonntag, genannt „Gaudete“ – „Freut euch!“ Dieser Tag fällt diesmal auf den 13. Dezember – ein ganz besonderes Datum! Bis zur Gregorianischen Kalenderreform 1582 war der 13. Dezember der so genannte „Mittwintertag“. Von da an wurden die Tage wieder länger, die längste Nacht war vorüber. Ist es Zufall oder eher Fügung, dass die Tagesheiligen zwei „lichtbringende“ Frauen sind: Lucia und Ottilia?! Die Erste starb in einer Christenverfolgung am 13. Dezember 304, die Zweite am 13. Dezember 720 als Äbtissin des von ihr gegründeten Frauenklosters auf dem Mont Sainte-Odile im Elsass. Also vor genau 1300 Jahren! Grund genug, sich ihrer zu erinnern. Nicht nur, weil es dicht neben dem Heidenheimer katholischen Gemeindezentrum auch einen Ottilienberg gibt. Das schöne Altargemälde der Benediktinerin befindet sich in der Ottilienkapelle in Beuren bei Neresheim.

Die Legende erzählt, dass Ottilia als Tochter des elsässischen Herzogs Athich blind geboren wurde. Das war in der Mitte des 7. Jahrhunderts. Keine gute Zeit für Menschen mit Behinderung. Der Vater habe sie zuerst umbringen lassen wollen. Doch der Mutter gelingt es ihn umzustimmen und das neugeborene Kind in ein fernes Kloster zu geben. Aus dem Auge – aus dem Sinn… Bischof Erhard von Regensburg erhält im Traum den Auftrag das blinde Mädchen im Kloster aufzusuchen und auf den Namen Ottilia zu taufen. Im selben Augen-Blick kann sie auf wundersame Weise sehen! Das innere Licht des Glaubens verbindet sich mit der Gabe des Sehens. Später versöhnt sich der Vater mit ihr und schenkt ihr für den Klosterbau ein Stück Land.

Die Zeichen Gottes, die sich später rings um Ottilia ereignen und manchmal auch durch sie gewirkt werden, sind oft herzerfrischend. Eines Tages brechen ein paar Zugochsen unter der Last der schweren Steine beim Kirchbau zusammen. Die herbeieilenden Männer erhoffen sich wenigstens ein Stück Fleisch, doch – o Wunder! – die Tiere sind unverletzt geblieben!

Die heilige Ottilia wurde und wird bei Augenleiden um ihre Fürsprache bei Gott angerufen. Das kann sich auch auf tiefere Sehschwierigkeiten beziehen: Wer blickt denn in pandemischen Zeiten noch wirklich durch? Wer blickt es da noch tatsächlich? So manches verstellt den Blick auf das Wesentliche und traut nicht der inneren Kraft des Glaubens. Jesus heilt den Blinden im Evangelium erst, als dieser ihm seine Not geklagt hat. „Ottilia, du Lichtgestalt, vom Glanze Gottes hell umstrahlt, schärf unsres Herzens Augen: Dass wir, vom Heiligen Geist beseelt, als Zeugen Christi in der Welt zum Dienst der Liebe taugen.“ (Friedrich Dörr) Das wäre dann wahrlich ein bleibender Grund zur Freude!

Anders

Bestimmt haben Sie es schon mitbekommen: In diesem Jahr sind Advent und Weihnachten anders. Seit Wochen hören und lesen wir diesen Satz schon und ehrlich - ich habe auch schon darauf hingewiesen. Eigentlich müsste „anders“ das Wort des Jahres 2020 sein und nicht „Corona-Pandemie“ wie es vor einigen Tagen verkündet wurde. Natürlich hängt beides zusammen, denn ohne Corona wäre ja alles wie immer und nicht anders. Auch Ostern oder die Urlaubszeit waren schon anders. In diesem Advent bedeutet das unter anderem kein/e Adventsbazar, Weihnachtsfeiern im Betrieb, Schule oder Kindergarten, Weihnachtsmarktbesuch, Glühweinstände, lebendiger Adventskalender…

Anders ist aber nicht automatisch weniger. Das kann durchaus ein mehr sein, eben mehr Zeit, Ruhe, Durchatmen, Besinnung. Es ist etwas in Vergessenheit geraten, dass der Advent ursprünglich eine Fastenzeit ist. Also wie vor Ostern eine Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf Weihnachten. Gefastet wird, um sich besser aufs Wesentliche konzentrieren zu können. Und das Wesentliche ist die Geburt Jesu. Darauf bereite ich mein Herz vor, halte aufmerksam Ausschau nach ihm wie das Kind am Fenster. Vielleicht geht das dieses Jahr sogar besser als sonst, weil es weniger Reize gibt, die mich ablenken können.

Prinzip Hoffnung

Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr ist meine Aufmerksamkeit für bestimmte Zahlen merklich gestiegen; genauer gesagt: die Infektionszahlen der an Covid-19 erkrankter Menschen. Zunächst waren es die absoluten Zahlen im Verhältnis zu den Intensivbetten der Kliniken; inzwischen ist der 7-Tage-Inzidenz-Wert pro 100 000 Einwohner zur entscheidenden Marge geworden, an der sich auch die politischen Verantwortungsträger in Sachen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Sobald sich die Zahlen nach unten bewegen, spüre ich eine gewisse Erleichterung. Zeigt sich da ein Silberstreif am dunklen Horizont?!

Der marxistische Philosoph Ernst Bloch hat das „Prinzip Hoffnung“ beschrieben. Woran machen wir unsere Hoffnungen fest, gerade jetzt in der in sonstigen Jahren so hoffnungsschönen Adventszeit?

Der Adventskranz aus immergrünem Tannenreis gibt seine Antwort. In Großkuchen schwebt er direkt unter der Heilig-Geist-Taube. Unweit davon ist Maria guter Hoffnung, wie man früher sagte, auf dem Weg nach Betlehem. Wir Christen sind eingeladen uns von ihrer Zuversicht anstecken zu lassen. Nicht nur: Es wird schon irgendwie gut gehen. Sondern sich an Gott festhalten. An der Zusage des Engels: „Der Herr ist mit dir! Die Kraft des Höchsten wird dir beistehen und der Heilige Geist dich erfüllen! Für Gott ist nichts unmöglich!“ (vgl. Lk 1).

Wir machen uns an Gott fest, indem wir den Blick nach oben richten. Und nach innen. Mit den Kerzen möge sich auch unser Blick erhellen: Sursum corda – erhebt eure Herzen, denn das Heil ist nahe… Achten wir auf jedes noch so kleine Hoffnungslicht. Es kommt nicht auf ihre Anzahl an. Gegen eine einzelne Kerze, die brennt, ist selbst die größte Finsternis machtlos (Sprichwort aus China). In jedem kleinen Kind lässt Gott uns wissen, dass er die Hoffnung für die Welt noch nicht aufgegeben hat.

In diesem Sinne Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit!

Gebet in einer Zeit der Unsicherheit und Angst

Guter Gott,
wir gehen durch eine Zeit der Unsicherheit und Angst:
Da ist die Sorge um geliebte Menschen.
Da ist die Furcht, sich anzustecken.
Da ist die Ungewissheit, wie sich unsere Welt in diesen Monaten verändern wird.
Da ist jetzt schon ein grundlegender Einschnitt in unser gewohntes Leben: Wir müssen auf vieles verzichten, das wir gerne tun, um andere Menschen nicht in Gefahr zu bringen. Das belastet uns, und wir hoffen, dass diese Zeit bald vorübergeht.

Dies alles: unsere Befürchtungen, unsere Hoffnungen, unsere Ängste, tragen wir vor dich.
Du hast gesagt, dass du unsere Gebete hörst.
Du hast gesagt, dass wir unsere Sorgen auf dich werfen dürfen.
Du hast gesagt, dass du bei uns bist alle Tage bis ans Ende der Welt – auch in dunklen Zeiten.
Wir vertrauen dir.
Wir legen die Menschen, die wir lieben, in deine Hand: Segne sie und behüte sie.
Und wir bitten dich, schenke uns Kraft und Zuversicht und beschütze uns in dieser Zeit.
Amen.

Ursula Schumacher (Quelle: Liturgisches Institut Schweiz)

Sekundenurlaub

Die meisten Menschen kennen wohl den Sekundenschlaf als das ungewollte Einschlafen für wenige Sekunden. Das ist eine unangenehme Sache, etwa bei der Fahrt auf der Autobahn. Sehr viel angenehmer ist dagegen der Sekundenurlaub. Kennen Sie nicht? – Eigentlich schade.
So einen Sekundenurlaub erlebe ich immer dann, wenn ich den Computer hochfahre, also eigentlich täglich und an manchen Tagen sogar mehrmals. Das Desktopbild zeigt die Aufnahme eines Berges, die einmal im Urlaub entstanden ist. – Okay, manchmal betrachte ich das Foto etwas länger, bevor ich mit der Arbeit loslege. Das ist richtig angenehm, denn im Gedanken bin ich an dem Ort, an dem es gemacht wurde… - eben eine Art kleiner Urlaub.

Das Bild stammt aus Südfankreich und zeigt den Mont Ventoux. Dieser weithin sichtbare Berg mit 1909 Meter Höhe gilt als „Gigant der Provence“. Seine Gipfelregion ist kahl mit feinem Kalksteingeröll bedeckt und schimmert auch ohne Schnee immer hell. Schon bei den Kelten galt er als mystischer Ort. Bekannt ist er heute besonders durch die Tour de France, denn er gehört zu den „heiligen Bergen“ der Rundfahrt und ist bei den Fahrern gefürchtet.
Deswegen aber sind diese Erhebung und das Foto für mich aber noch nicht besonders. Mehrmals war ich mich schon im Urlaub in der Gegend rund um den Mont Ventoux. Deshalb verbinde ich damit Sonne, angenehmes Klima, „die Seele baumeln lassen“, Urlaubserlebnisse mit der Familie, gutes Essen… So hat dieser Anblick einen Mehrwert und lässt mein Herz aufgehen. Für einen kurzen oder auch längeren Augenblick ist das ein guter Einstieg für die Arbeit. – Eben ein Sekundenurlaub.

Besonders dieses Jahr, in dem ein normaler Urlaub nicht so ohne weiteres möglich ist, tut das richtig gut. Es erscheint mir wie die grünen Auen, der Ruheplatz am Wasser oder der gedeckte Tisch, von denen im Psalm 23 die Rede ist. Lassen wir uns von Gott dahin führen und verweilen, damit unsere Seele Erholung finden kann.

Bleiben Sie behütet, wo immer Sie der Weg diesen Sommer auch hinführen mag!

Ilse Ortlieb
Sonntagsdanken HZ und Geistliches Wort im Communio 19.07.2020

Maiandacht der Projektband Königsbronn

Die Projektband Königsbronn konnte seit Mitte März nicht mehr gemeinsam proben, was die Mitglieder sehr vermisst haben. Besonders schade fanden alle, dass die geplante und von ihnen vorbereitete Maiandacht nicht stattfinden würde. Daraus hat sich ein ganz eigenes Projekt entwickelt, um miteinander in Verbindung zu bleiben und doch eine kleine Maiandacht für die Gemeinde zu gestalten. Zum Teil wurden Einzelaufnahmen der einzelnen Stimmen zu einem großen Ganzen zusammenfügt sowie Bilder, Gebete und Texte zum Anschauen kombiniert. - Eine Maiandacht zwar nicht in der Kirche gemeinsam mit anderen Menschen, aber sicher ein Lichtblick für zuhause!

Durch Anklicken der Überschrift gelangen Sie zu der Präsentation mit Bildern und Texten.
Zu den Stellen mit dem Lautsprechersymbol und einer Zahl finden Sie hier die zugehörigen Musikstücke, die sie natürlich auch einfach so anhören können!

1  Herr, wohin sonst

Gebet mit Musik

Segne du, Maria

Herzlicher Dank den Sängerinnen und Musikern für Ihre Kreativität, Musik und ihre Mühe beim Zusammenstellen!

Diese besondere Maiandacht bildet den Höhepunkt und Abschluss der Reihe der regelmäßigen Impulse auf dieser Homepage.
Künftig wird hier hin und wieder ein Text oder ein Gebet zu finden sein. Weiterhin gibt es auch die Hausgebete und Hausgottesdienste für den Sonntag sowie Hinweise auf weitere geistliche Nahrung im Internet für alle, die nicht zum Gottesdienst kommen.

Über eine Rückmeldung - auch über die Impulse hinaus - freuen wir uns!
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Maria als Lehrerin

In Kürze bricht der Marienmonat Mai an. Auch dieser wird – wie so vieles – diesmal anders verlaufen. Z.B. die Maiandachten: Befindet sich die Lourdesgrotte oder das Marienbildstöckle im Freien, so kann man sich in einer größeren Anzahl davor versammeln. Steht die Madonna jedoch in einer Kapelle, wie z.B. die Abgebildete in Nietheim, dann dürfen sich nur wenige bei ihr einfinden. Die beliebten schönen Muttergottes-Lieder gemeinsam zu singen ist kritisch… Mit Mundschutz unpraktisch, ohne aber gefährdet man andere. Auch unser traditioneller Mai-Auftakt bei der Franz-Josef-Kapelle ist so dem geltenden Verbot von öffentlichen Gottesdiensten zum Opfer gefallen. Und die Wallfahrt nach Maria Vesperbild, und, und, und…

Die Himmelskönigin wird’s verstehen. Im Miterleben des Schicksals ihres Sohnes hat auch sie so manches durchgemacht, was ihr die Sprache verschlagen hat. Seitdem Jesus seine eigenen Wege gegangen ist, ist kein Wort mehr von ihr überliefert. Doch sie begleitet ihn aus der Ferne und ist da, wenn es gilt: Bei Jesus unterm Kreuz und nach der Auferstehung bei seinen Jüngerinnen und Jüngern – im Leiden und in der Freude.

Was Trennungsschmerz und Sehnsucht heißt, haben wir in den letzten Corona-Wochen neu erfahren. Aber auch viel Kreativität wurde geweckt, neue Seiten an sich und anderen wurden entdeckt. Maria lernte ebenfalls dazu. Das Leben mit Jesus war aufregend und verlief durchaus nicht in den erwarteten gewohnten Bahnen. Und doch hat sie ganz am Anfang Ja gesagt.

Mit Maria den Mai zu beginnen, egal ob in Gemeinschaft oder ganz privat zuhause, heißt: den ganzen Monat unter das Vorzeichen Jesu Christi zu stellen. Zu ihm Ja zu sagen, wie sie es  tat, ohne genau zu wissen, was kommen wird. Bei aller Ungewissheit, die diese Tage prägt, imponiert mir die Haltung Mariens, die Gott ihre Hände entgegenhielt und nicht bestimmte, was er hineinzulegen hätte. Sie wusste um die Offenheit, die nötig ist um zu leben. Damals wie heute. Davon möchte ich lernen.

Wenn dies alles vorüber ist

Wenn dies alles vorüber ist,
mögen wir nie wieder
als selbstverständlich erachten:
Den Handschlag mit einem Fremden
Volle Regale im Supermarkt
Gespräche mit den Nachbarn
Ein überfülltes Theater
Freitag abends ausgehen
Den Geschmack des Abendmahls
Den Routine-Besuch beim Arzt
Das morgendliche Chaos,
wenn die Kinder zur Schule müssen
Kaffee mit einer Freundin
Die Gesänge im Stadion
Jeden tiefen Atemzug
Einen langweiligen Dienstag
Das Leben selbst.

Wenn dies alles endet,
mögen wir feststellen,
dass wir etwas mehr so geworden sind,
wie wir sein wollten,
wie wir sein sollten,
wie wir hoffen, sein zu können.
Und mögen wir auf diese Weise
besser zueinander sein,
weil wir das Schlimmste überstanden haben.

Laura Kelly Fanucci, Übersetzung: Daniel Müller Thor

Mensch wo bist du?

Mensch wo bist du?
Wo geht die Reise hin?
Bist du noch auf der Suche
nach gerechtem Leben?
Mensch wo bist du?
Suchst du noch nach dem Sinn?
Und was bestimmt für dich
dein Handeln und dein Streben?

Die Kluft wird größer zwischen Arm und Reich,
und offenbar gewöhnt man sich dran.
Sind mir die Anderen, wenn’s mir gutgeht, völlig gleich,
weil ich ja doch nix ändern kann?
Hab ich Angst vor der anderen Religion?
Wann wage ich den ersten Schritt
hin zum fremden Nachbarn, neben dem ich wohn’,
und nehme andere mit?

Mensch wo bist du...

Jetzt sind wir hier, und die Stimmung ist gut,
wir feiern, singen, haben Spaß.
Wir denken nach, und wir fassen neuen Mut.
Ist das der Sturm im Wasserglas?
Was passiert, wenn der Alltag uns erfasst?
Was bleibt von dieser Zeit bestehn?
Wir wollen auch, wenn manches Bild schon verblasst,
den Weg des Suchens weitergehn!

Mensch wo bist du...

Man könnte mal, man sollte mal, man müsste eigentlich...
viel zu viele nie erledigte Sachen.
Es ist Zeit, sich endlich ein paar Fragen zu stellen
und auf die Suche nach den Antworten zu machen.

Mensch wo bist du...

Liedtext: Daniel Dickopf – Wise Guys
Mottolied des
32. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen 2009

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Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Von Zweifeln ist mein Leben übermannt,
mein Unvermögen hält mich ganz gefangen.
Hast du mit Namen mich in deine Hand,
in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben?
Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?
Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?

Sprich du das Wort, das tröstet und befreit
und das mich führt in deinen großen Frieden.
Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt,
und lass mich unter deinen Kindern leben.
Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst.
Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

Huub Oosterhuis / Übertragung: Lothar Zenetti
Gotteslob 422

Gebet zum Durchatmen

O Gott, es gibt vieles, das ich nicht weiß. Es gibt vieles, das ich nicht durchschaue.
Es gibt vieles, das ich nicht in der Hand habe.

Wenn ich mich ohnmächtig fühle, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen,
dass ich nicht das Ganze bewältigen muss, sondern das tun kann, was mein Part ist.

Wenn ich verunsichert bin, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen,
dass ich nicht alleine bin und dass unsere Weisheit gemeinsam reicher ist.

Wenn ich Angst habe, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen,
dass ich nicht aus Gottes Nähe herausfalle, sondern dass Gottes Geist mir nahe ist.

Was ich weiß, ist: Mein Leben und meine Liebe und meine Würde reichen so viel weiter als das, was ich leisten oder tun kann.

Was ich sehen kann, ist: Nach jedem Winter kommt der Frühling und
neues Leben wächst aus dem kalten Erdboden.

Was ich kann, ist tief durchatmen und dieser Welt Liebe einflößen, die sie so dringend braucht.

"Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen." (1. Korinther 13,13)

Nicht vergessen: Für andere sorgen. Vorsicht walten lassen. Vertrauen stärken.
Den Glauben behalten!

Amen.

Gebet aus der United Church of Christ (Übersetzung)